Technisches

Wanted! Kleiner Aufruf an alle…

Wir haben inzwischen Gesellschaft bekommen, hinter uns steht eine kleine Hippie-Wagenburg; einige VW-Busse und ein wunderschöner, holzverkleideter Truck mit Boller-Ofen. Aus dessen Kamin raucht’s, denn ganz so warm, wie wir gedacht haben, ist es nun doch nicht: Die Kältewelle macht sich auch an der Costa Cálida bemerkbar. Die Temperaturen bewegen sich aber immerhin noch im zweistelligen Plusbereich, die Sonne scheint, und egal, wo wir von hier aus hinfahren: Es kann nur kälter werden. Klare Sache: Wir bleiben hier, solange es geht!

Das Motorrad ist runter vom Träger, und ich mache – wenn auch dick eingepackt – einen ersten kleinen Ausritt bis zum nächsten Supermarkt, der elf Kilometer weit von unserer kleinen Bucht entfernt ist. Dann erkunde ich, bei heftigem aufkommendem Wind, die Küste und renne mehr als nur einmal meiner Mütze hinterher. Und auch das Meer gerät in Aufruhr, die Böen zerren an der ehemals spiegelglatten Wasseroberfläche und schleudern die ersten Brecher gegen die Felsen, über die ich gerade balanciere.
Ich persönlich liebe das ja, dieses Wetter und seinen rauen Charme, aber Sundance und die Bewohner der Wagenburg bleiben lieber in ihren geheizten Buden, und ich kann’s ihnen nicht verdenken. Als ich ein paar Stunden später zurückkomme, bin ich komplett durchgefroren, und es dauert ewig, bis mir wieder einigermassen warm ist. Ich bin ein bisschen neidisch auf den Boller-Ofen, der jetzt sicher eine wunderschön mollige Wärme verbreitet.

Sundance hat hingegen ganz andere Sorgen als das Wetter: Unser – ohnehin nur temporärer – Stellplatz in Basel scheint sich gerade in Luft aufgelöst zu haben. Jedenfalls haben wir, trotz diverser Versuche, Kontakt aufzunehmen, nichts mehr gehört. Und ihr könnt euch denken, wie umständlich es ist, für einen Truck mit Janis‘ Dimensionen einen Stellplatz zu finden.

Deshalb hier, für einmal, ein offizieller Aufruf (nicht nur) an die Fahrenden unter euch: Wer hat eine Idee, wo wir Janis unterbringen könnten? Noch einmal zur Erinnerung: Sie ist 7,7m lang und 3,65m hoch. Der Stellplatz kann, muss aber nicht in der Nähe von Basel sein. Hauptsache, sie findet für die offenbar doch relativ harten verbleibenden Winterwochen ein Dach über den Kopf! Meldet euch hier über den Blog oder schreibt mir eine Mail. Unser Dank sei euch gesichert!

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Tag am Meer

Was haben die Pyrenäen, Temperaturen unter 0°C und Eisblumen am Fenster gemeinsam? Wir haben sie alle hinter uns! Seit gestern Abend stehen wir in einem kleinen Kaff südlich von Tarragona direkt am Strand und lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Zeit für eine erste Bilanz. Wir sind seit bald einer Woche unterwegs und haben nichts ausgelassen. Sind nachts mit Taschenlampe im Anschlag draussen herumgerannt, weil wir dachten, es mache sich jemand am Motorradträger zu schaffen. In Wirklichkeit war’s die Heizung, die geklopft hat. Wohl Luft gezogen. Wir haben uns – im Glauben, der Boiler funktioniere nicht – fünf Tage lang mit abgefülltem warmem Wasser aus der Küche gewaschen. Dann denn Tipp bekommen, den Wasserhahn mal in Richtung „kalt“ statt „warm“ zu drehen. Seither keine Probleme mehr. Wir haben stundenlang vergeblich am Strom gehangen, weil wir vergessen haben, die Lade-Schalter in die richtigen Positionen zu kippen. Mit anderen Worten: Wir haben dazugelernt. Oder, um es mit Saint-Exupéry zu sagen: Wir haben uns mit Janis vertraut gemacht.

Gestern, nach einem herrlichen Abend im Hafen von l’Hospitalet del Infant – eine einzige Bar war auf, davor drängten sich sämtliche Raucher (also neun Zehntel der Gäste) um einen Heizpilz und einen Flachbildschirm, um das Spiel Barça vs. Malaga zu sehen – sagte Sundance Kid nach reichlich Vino Tinto und Tapas zum ersten Mal: „Komm, lass uns nach Hause gehen!“ Genau dasselbe habe ich auch empfunden. Wir kommen langsam an!

Heute wieder Tapas und Rotwein und ansonsten süsses Nichtstun. Der Soundtrack des Tages: Air – speziell mit „Ce matin-là“! An dieser Stelle: Was hört ihr, wenn ihr am Meer seid? Welche Songs verbindet ihr mit Sonne, Meer und Strand? Vorschläge willkommen! 🙂

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Kleiner Nachtrag

Die Sache mit dem Holzklotz hat sich erledigt. Aber von vorne: Um 7:00 klingelt der Wecker. Ich fahre meinen Schwiegervater in seinem Auto zu seiner Arbeitsstelle, fahre wieder zurück zu unserem Stellplatz und krabbel nochmal ins Bett. Denn draussen sind’s mittlerweile minus 5°C, drinnen ist’s mollig warm. Dennoch: Um 10:00 ist Arbeitsbeginn. Nochmal den Motorradträger ausmessen und ab auf Einkaufstour (mit Schwiegerpapas Auto). Wir stellen fest: Für die wenigen Schreinereien der Gegend ist es offenbar ein Problem, auf die Schnelle ein Stück Balken abzusägen. Weniger als 24 Stunden braucht keiner. Mir kommt die Idee, ein einfacher Scherenwagenheber könnte das Problem auf viel pragmatischere Weise lösen. Und das funktioniert dann auch.

Für potentielle Mitreisende: N 47°28.151′, E 008°45.290′! Dies sind die GPS-Koordinaten unseres idyllischen Plätzchens an der Töss bei Winterthur. Aber seht selbst.

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Ice Ice Baby!

Einen solchen Sternenhimmel haben wir zum letzten Mal im australischen Outback gesehen. Nur waren’s damals 30°C im Schatten, und hier zeigt das Thermometer 3°C minus an, als wir nach einer feuchtfröhlichen Schiffstaufe bei Paps gegen 2:00 nachts in unser kleines, grosses Haus auf Rädern zurückkehren. Wir haben ein idyllisches Plätzchen auf einem Naturparkplatz am Waldrand direkt an der Töss gefunden (so entlegen, dass man sogar den Generator laufen lassen kann!) und die Sterne funkeln, gross wie Taubeneier. An unseren Fenstern haben sich Eiskristalle gebildet. Und die sind auch am nächsten Morgen noch nicht verschwunden, als wir gegen 9:00 wieder aus den Federn kriechen. Unser Super-Instruktor ist nämlich extra noch einmal aus Heidelberg hergekommen, um mit uns verloren gegangenes Videomaterial wieder aufzuarbeiten. An dieser Stelle noch einmal von Herzen vielen Dank! Wir fühlen uns von Janis‘ Vorbesitzern nicht nur fachlich gut betreut, die beiden sind uns auch persönlich ans Herz gewachsen. Auf den Beginn einer wunderbaren Freundschaft! 🙂

Nachdem wir nun wieder wissen, was die ganzen blinkenden Dioden zu bedeuten haben, und nachdem wir auch erklärt bekommen haben, wie man ein Motorrad richtig festzurrt – die Ratschenspanngurte niemals über den Sattel spannen! -, erwartet uns nun jede Menge Arbeit. Für technisch Interessierte: Die Maschine soll mit Spanngurten in die Federn gezurrt werden, und ausserdem wollen wir einen Holzklotz unter den Motorblock klemmen, der verhindert, dass sich durch die ständige Auf- und Abbewegung der Federung die Spanngurte wieder lockern. Danke, Sugit, für den Tipp!

Nächster Punkt: Wie kommt man im Winter eigentlich an Wasser? Knackpunkt 1: Die meisten Tankstellen haben ihre Wasserkräne (falls überhaupt vorhanden) im Winter wegen Einfrier-Gefahr zugedreht. Knackpunkt 2: Kennt ihr den Wendekreis eines 12,5-Tönners? Manch eine Tankstellen-Einfahrt müssen wir – weil für unser Gefährt (noch) zu schmal – schlicht verschmähen. Nach langer Rumkurverei , die Sonne steht schon tief am Horizont, finden wir dann aber doch noch eine Automaten-Tankstelle mit nicht abgestelltem Wasserhahn. Die Wartezeit, bis jemand kommt, den wir fragen können, ob wir uns ein bisschen Wasser abzapfen dürfen (ca. 400 Liter), vertreiben wir uns damit, schonmal auszuprobieren, ob unser Schlauchsystem denn überhaupt funktioniert bzw. ob wir die richtigen Gardena-Anschlüsse dabei haben. Jep, wir haben.

   

Ausserdem stellen wir fest, dass der Motorradträger unser Nummernschild verdeckt (bedenkt: Wir sind in der Schweiz!), und beheben das Versäumnis umgehend. Tja, Kinders, learning by doing! 🙂 Es ist schon fast dunkel, als wir wieder zu unserem idyllischen Stellplatz an der Töss zurückkehren – der nun umso präziöser ist, weil wir ihn vorher mit Zähnen und Klauen (und dem Auto meines Vaters) gegen rabiate Mitinteressenten verteidigen mussten, und wieder erwartet uns der funkelnde Sternenhimmel. Wir sind vollkommen durchgefroren und vollkommen glücklich und sowas von bettreif! In diesem Sinne, einmal mehr: Good night, and good luck!

P.S. Wer kennt eine gute Schreinerei in Winterthur (oder Umgebung), die uns auf die Schnelle einen Holzklotz für unser Motorrad anfertigen könnte?

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Zwischenstopp in Basel

Deutschland, einig Baustellenland! Nach fünfstündiger Nachtfahrt durch gefühlte 300km Dauerbaustelle (Fahrzeugbreite = Fahrspurbreite) hab ich mir ein Loch in die Backe gebissen und bin froh, dass wir in Basel sofort ein ideales Pätzchen zum ein- und umräumen finden, keine 200m Luftlinie von unserer Wohnung entfernt. Wir verbringen den Tag damit, zwischen dem festen und dem mobilen Wohnsitz hin- und herzurennen und die Einkaufsliste weiter abzuarbeiten. Und das Motorrad muss ja auch noch aufgebockt werden. Es dauert nicht lange, bis wir feststellen: Ratschenspanngurte sind die Herausforderung des Tages! Zahlreiche Flüche und abgefrorene Finger später sitzt das Ding dann aber bombenfest. Wir gönnen uns ein Käffchen aus der neuen Espressomaschine (aber nur ein halbes, die 1270 Watt saugen doch ganz schön!) und geniessen die Premium-Aussicht auf den Rhein. So und ähnlich wird’s ab jetzt (hoffentlich) sein! Hier ein kleiner Einblick.

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Frau Mahlzahn

Das Tor öffnet sich mit einem Rasseln. Dahinter vollkommene Dunkelheit. Dann lässt ein dumpfes Grollen den Boden unter unseren Füssen erzittern. Wir starren angestrengt ins Dunkel – und blicken direkt in zwei schwefelgelb aufglimmende Augen. Wir spüren: Das Wesen setzt sich in Bewegung. Ein sehr grosses Wesen. Es stampft und schnaubt und schiebt sich unaufhaltsam in unsere Richtung.
Nein, ich bin nicht Jim Knopf im Drachenland, und es ist auch nicht Frau Mahlzahn, die hier mit ihren Eisenketten rasselt, aber es hat sich ganz ähnlich angefühlt, als unser Gefährt vor drei Tagen nach einer längeren Winterpause zum ersten (und letzten) Mal seine alte Behausung in Heidelberg verlassen hat. Janis, da bin ich mir sicher, ist mindestens so gross wie ein Drache. Eigentlich ein gutes Omen: Atréju ist mit seinem Glücksdrachen Fuchur ja auch gut gefahren, wenn ich die Metapher mal heranziehen darf. Jetzt aber genug der Schleichwerbung für meinen Lieblingsautor Michael Ende (ja, ich hör‘ ja schon auf), und zurück zu Janis: Hier, nachträglich, der Moment der Übergabe.

An dieser Stelle ein Dankeschön an unsere Freunde, die uns unermüdlich und quasi Rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn mal wieder irgendwo eine Warnleuchte aufblinkt, die wir noch nicht kennen, oder wir aus Versehen einen Hebel umgelegt haben, den wir vorher noch nie gesehen haben.  Immerhin: Wir haben heute ohne Zuhilfenahme von (nicht mehr vorhandenen) Video-Einspielern und dafür unter fachmännischer Anleitung diverser Brummi-Fahrer (danke, Jungs!) den zweiten Motorradträgeraus- und den ersten wieder eingebaut. Aber dennoch – ich glaub, wir haben’s an anderer Stelle schon erwähnt – Janis ist gross, und gross macht Arbeit! Eigentlich wollten wir ja seit heute unterwegs sein, aber unsere fünfseitige Einkaufsliste hat uns in die Knie gezwungen, und wir haben nach achtstündigem Marathon durch sämtliche Baumarktketten der Republik einen weiteren Einkaufs- und Packtag draufgeschlagen (ob wir die Spezial-Axt „Tomahawk“ jemals brauchen werden?). Mein letzter Umzug hat weniger Zeit in Anspruch genommen. Andererseits: Im Prinzip richten wir gerade ein Haus ein. Ein Haus auf Rollen zwar, aber immerhin. Und dann geht’s endlich, endlich auf die Strasse! In diesem Sinne: Good night, and good luck! 🙂

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Data Loss

Es geht schon los, bevor es losgeht. Haben wir die 12,5 Tonnen pure Technik bereits erwähnt? Bis anhin habe ich mich, trotz grossem Respekt, irgendwie auf der sicheren Seite gefühlt. Und zwar, weil ich als Freundin des bewegten Bilds jeden einzelnen Handgriff akribisch dokumentiert habe. Wo sitzt bei Janis nochmal welche Sicherung? Wo wird der Wagenheber angesetzt? Welche Schalterstellung steht für welche Stromzufuhr? Und vor allen Dingen: Wie lässt sich nochmal die elektronisch bedienbare Seilwinde… nunja, bedienen? Alles gefilmt, alles im Kasten. Ein Klick auf das Filmchen und jedes Detail erwachte zum Leben, live und in Farbe. Aber nun sind die Daten futsch: Verschütt gegangen auf dem Weg vom iPhone auf die Festplatte. Nun müssen wir uns vollkommen auf unseren Instinkt verlassen – und auf das 30kg schwere, 1000 Seiten dicke Handbuch. Das analoge Leben ist grausam…

P.S. Falls sich jemand mit Data Recovery auskennt: Bitte melden! (Nein, ich habe leider kein Backup gemacht. Und ja, ich habe schon öfter wichtige Daten verloren, genau aus diesem Grund. Und nein, ich scheine nicht lernfähig zu sein.)

P.P.S. Sundance Kid ist ja auch noch da. Und der hat während der technischen Einführung zumindest ab und zu hingeguckt, während ich gefilmt habe. Sagt er jedenfalls. Und auch, er hätte sich das meiste von dem, was er gesehen hat, gemerkt. Nicht nur Glück, auch Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt, schlussfolgere ich jetzt mal ins Blaue. Drückt uns die Daumen! 🙂

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